Über Weltläden
Fair gehandelte Produkte werden heute in Weltläden, Bioläden, Supermärkten und unabhängigen Geschäften verkauft. Sogar Discounter wie Aldi und Lidl bieten mittlerweile fair gehandelte Produkte an. Was aber ist das Besondere an einem Weltladen?
1969 wurde der erste Weltladen in den Niederlanden eröffnet und von dort breitete sich die Bewegung nach ganz Westeuropa aus. Die Weltläden waren in den siebziger Jahren neben den Kirchen die ersten Anbieter von fair erzeugten Produkten überhaupt. Den weltweit ersten fair gehandelten Kaffee hatte 1973 die niederländische Stiftung S.O.S. Wereldhandel nach Holland importiert; die Bohnen stammten von einer guatemaltekischen Kleinbauernvereinigung. Die Weltläden leisteten Pionierarbeit zur Verbreitung der Idee des Fairen Handels.
Heute, über 60 Jahre später, ist aus einer Solidaritätsinitiative weniger Menschen eine gut organisierte und vernetzte, weltumspannende Bewegung mit qualitativ hochwertigen Produkten geworden. Der Weltladen Dieburg ist einer von derzeit circa 900 Weltläden in Deutschland. In ihnen engagieren sich mehr als 50.000 Freiwillige, Schüler*innen, Studentinnen und Studenten und Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung als zumeist ehrenamtliche Mitarbeiter*innen. Sie bilden die Basis des Fairen Handels in der Bundesrepublik.
Ein Weltladen ist ein Fachgeschäft des Fairen Handels. Das heißt: Alle Produkte, die dort gekauft werden können – neben Lebensmitteln auch Kunsthandwerk (wie Instrumente, Körbe oder Schmuck) und Textilien – sind fair gehandelt. Ein Großteil kommt aus der ökologischen Landwirtschaft. Sie sind ein kleines Stück Weltpolitik. Die Weltläden beteiligen sich außerdem an politischen Kampagnen und leisten Informations- und Bildungsarbeit zu Fragen des Fairen Handels. Ihr Ziel ist es, zu mehr Gerechtigkeit im Handel mit Produzentinnen und Produzenten aus den Ländern des globalen Südens beizutragen.
Ziel der Bildungsarbeit von Weltläden ist es nicht, für den Fairen Handel zu werben und Lerngruppen zum Kauf dieser Waren zu animieren. Es steht die Auseinandersetzung mit dem Fairen Handel im Vordergrund. Das Besondere der Weltläden (im Vergleich zu anderen entwicklungspolitischen Organisationen) ist dabei die „offene Ladentür“. Kaum eine andere zivilgesellschaftliche Organisation ist so frei zugänglich und lässt Interessierte so direkt und unmittelbar nachvollziehen, welches Engagement dort geleistet wird und welche Tätigkeiten damit verbunden sind.
Der gemeinnützige Eine Welt Verein Dieburg e.V. ist Träger des Weltladen Dieburg. Er hat sich gemäß seiner Satzung zum Ziel gesetzt, einerseits Gerechtigkeit im Handel mit Ländern des globalen Südens zu fördern und andererseits entwicklungspolitische Bildungsarbeit im Norden zu leisten, um die Lebensbedingungen der Menschen im Süden zu verbessern. Beide Ziele werden durch den Fairen Handel im Dieburger Weltladen und durch Veranstaltungen, Kund*innengespräche, Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsangebote erreicht.
Das Bildungsangebot der Weltläden richtet sich an alle, denen entwicklungspolitische Themen und Einblicke jenseits des eigenen Tellerrands wichtig sind. So verfügt der Eine Welt Verein Dieburg über verschiedene Materialien, mit denen man/frau sich über den Fairen Handel, Globalisierung, Menschenrechte und andere Themen informieren kann. Weitere Angebote der Bildungsarbeit sind die Beratung, Unterstützung und Durchführung von Unterrichtseinheiten, Projekten, Vorträgen zu den Themen des Fairen Handels, die Vermittlung von Fachleuten und Organisationen.
Doch noch ein anderer Faktor zeichnet die Weltläden aus. Wie oben bereits erwähnt, erhält ein Großteil der hier arbeitenden Menschen kein Gehalt, sondern macht dies ehrenamtlich. Die Läden haben auch nicht zum Ziel, möglichst hohe Gewinne für den eigenen Profit zu erzielen, sondern gute Geschäfte im Sinne derjenigen zu machen, die die Produkte herstellen. Sie verkaufen Produkte, bei denen Zwischenhandel und Spekulation vermieden werden und für die ein fairer Preis bezahlt wird, der den Produzent*innen ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht. Dabei dürfen Mehreinahmen entstehen, die aber in den Laden oder die Bildungsarbeit reinvestiert werden (not-for-profit-Charakter).
Besonders für Schüler*innen lohnt sich der Besuch in einem Weltladen. Hier lernen sie Waren kennen, bei deren Herstellung und Vertrieb auf größtmögliche Fairness und Transparenz gesetzt wird. Sie erfahren, dass es andere Möglichkeiten als das ausschließlich gewinnorientierte wirtschaftliche Handeln gibt. Sie sehen, dass Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren, um die Regeln des Welthandels gerechter zu gestalten. Die Weltläden bieten Globales Lernen und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
Supermärkte und andere Läden bieten fair gehandelte Produkte in einer Art Mischkalkulation mit konventionell (und oft unfair) gehandelten Produkten an. So steht in einem Regal gleichzeitig der (teils teurere) fair gehandelte Kaffee neben Produkten aus dem herkömmlichen Handel. Das ursprüngliche politische Anliegen des Fairen Handels, nämlich auf die ungerechten Weltwirtschaftsstrukturen hinzuweisen und diese zu kritisieren, ist hier nicht anzutreffen. Der Faire Handel ist für die Läden lediglich ein Zusatzmarkt, der ihnen eine weitere Absatzmöglichkeit bietet.
Weltläden bieten ausschließlich fair gehandelte Produkte an. Bei ihrer Produktion und Vermarktung wird streng auf die Einhaltung der sozialen Standards geachtet – anders als bei herkömmlichen Einzelhandelsbetrieben. Sie stellen somit eine echte Alternative dar.
Weltläden und weitere Informationen sind zu finden unter www.weltladen.de