Kaffee-, Kakao- und Orangenpreise
Klimakrise und Spekulationen
Kaffee
Der Preis für Arabica ist seit Beginn des Jahres 2024 um über 30% gestiegen. Der Robusta-Preis ist auf einem Allzeit-Hoch und hat sich seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Unsicherheiten in Bezug auf die Erntemengen in Brasilien und Trockenheit in Vietnam (40% der Welt-Robusta-Produktion) haben zu einem starken Anstieg der Preise geführt.
Hinzu kommen spekulative Elemente, die den Markt auf einem sehr hohen Niveau halten, sowie eine höhere Bevorratung an den Märkten als üblich: Ursache hierfür sind Vorbehalte bezüglich der Einführung der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EU-Deforestation Regulation - EUDR), die 2025 in Kraft tritt. Da insbesondere Importeure, die Kaffee über den Zwischenhandel unorganisierter Bauern kaufen, Schwierigkeiten haben werden, die Verordnung zu erfüllen, wird aktuell schon mehr Rohkaffee am Weltmarkt gekauft als üblich, was die Preise zusätzlich in die Höhe treibt.
Preisentwicklung
Kakao
Sicher habt ihr aufmerksam verfolgt, dass der Klimawandel die Kakaobäuer*innen in Côte d’Ivoire und Ghana mit voller Wucht trifft. Durch Extremwetterereignisse konnten sich Krankheiten an den Kakaobäumen ausbreiten und haben zu Ernteeinbußen von bis zu 40 Prozent geführt.
Der Kakaomarkt hat in den letzten Monaten eine nie dagewesene Dynamik erlebt. Der Börsenpreis hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht.
Diese Entwicklung stellt alle Akteure in der Lieferkette vor immense Herausforderungen und trifft gleichermaßen den konventionellen Kakaomarkt wie den Fair Trade-Markt und damit auch die GEPA.
Der an der Börse bestimmte Weltmarktpreis für Kakao war schon immer volatil und bewegte sich über viele Jahre zwischen 1.500 USD und 3.000 USD je Tonne.
In den letzten Monaten hat der Börsenpreis für Kakao jedoch ein bislang noch nie gekanntes Niveau erreicht: Kostete die Tonne Kakaobohne im April 2023 an der New Yorker Börse noch 2.700 USD, wurde sie im April 2024 für mehr als 11.000 USD gehandelt. Über den Börsenpreis hinaus zahlt die GEPA mindestens die Bioprämie in Höhe von 300 USD und die Fair Trade-Prämie in Höhe von 240 USD je Tonne Kakao, oft kommt noch ein Qualitätszuschlag dazu.
Es gibt einige Gründe für den rasanten Preisanstieg. Die weltweite Inflation, als Folge der jüngsten Energiekrise, hat die ohnehin schon schwierige Lage in den produzierenden Ländern weiter zugespitzt. Die Bauern konnten aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht ausreichend in die Produktivität und in die Widerstandsfähigkeit Ihrer Parzellen investieren, weshalb sie besonders vulnerabel gegenüber unvorhersehbaren Ereignissen sind.
In Westafrika kam es im letzten Jahr zu unerwartet hohen Regenfällen in Zeiten, in denen es nicht hätte regnen sollen. Feuchtigkeit und die fehlenden Mittel für notwendige Gegenmaßnahmen begünstigten die Verbreitung von Pilzkrankheiten, was einen Ernteeinbruch von 40-50% zur Folge hatte. Da circa 60% des weltweit verarbeiteten Kakaos aus der Elfenbeinküste und Ghana kommen, hat dieser Ernteeinbruch direkte Auswirkungen auf den Markt und das Börsengeschehen. Mögliche und auch reale Lieferengpässe lösten Panikkäufe aus.
Nach einem Allzeit-Hoch Ende April kam es zu Kaufzurückhaltungen bei den Importeuren, gefolgt von einem Einbruch und einer anschließenden Achterbahnfahrt der Preise.
Das Preisniveau ist noch immer sehr hoch und die Volatilität der Börse und damit die Unsicherheit ist so hoch wie noch nie. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, und es ist derzeit nicht absehbar, wann und auf welchem Niveau sich der Markt wieder stabilisiert.
Anders als in der Elfenbeinküste und in Ghana, wo der Kakaomarkt staatlich geregelt ist, profitieren die Bauern in den Anbauländern, die den Kakao für GEPA-Schokolade und Kakaoprodukte liefern, direkt von den hohen Börsenpreisen, da die lokalen Aufkaufpreise ebenfalls gestiegen sind. Für die Genossenschaften, die den Kakao ihrer Mitglieder aufkaufen, sind die aktuellen Preissprünge jedoch höchst problematisch. Auch sie mussten ihre Preise erhöhen, wovon auch wir betroffen sind.
Die Armut der Kakaobäuer*innen und ihrer Familien ist stark gestiegen. Sie waren durch die jahrzehntelangen Dumpingpreise für Kakao nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen auf ihren Plantagen zu tätigen. Daran ändern auch die aktuellen Rekordpreise für Kakao nichts. Die zunehmende Armut verschärft auch die Kinderarbeit im Kakaoanbau.
Preisentwicklung
Orangen
Das El-Niño-Phänomen und der Klimawandel führen zu einem kontinuierlichen Rückgang der Ernte. Für die aktuelle Ernte wird ein Rückgang von rund 25% und damit die schlechteste Orangenernte seit 36 Jahren erwartet.
Hohe Temperaturen und starker Wassermangel während der entscheidenden Blütezeit führen zu einer geringen Anzahl von Früchten pro Baum. Hinzu kommt das Citrus Greening, eine Krankheit, die zum Absterben der Bäume führt und damit ganze Orangenplantagen vernichtet. Hiervon sind laut VdF (Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie) zwischen 40 und 80 Prozent der Orangenbäume im brasilianischen Citrusgürtel befallen. Die Kombination aus einer geringeren Ernte bei gleichbleibender Nachfrage führt zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise.
Auch GEPA einen Preis mit seinem Handelspartner vereinbaren müssen, der um 155% (ohne FT-Prämie) höher ist als in den Jahren zuvor.