Faire Kakaopreise – jetzt!
Sicher habt ihr aufmerksam verfolgt, dass der Klimawandel die Kakaobäuer*innen in Côte d’Ivoire und Ghana mit voller Wucht trifft. Durch Extremwetterereignisse konnten sich Krankheiten an den Kakaobäumen ausbreiten und haben zu Ernteeinbußen von bis zu 40 Prozent geführt. Die Armut der Kakaobäuer*innen und ihrer Familien ist stark gestiegen. Sie waren durch die jahrzehntelangen Dumpingpreise für Kakao nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen auf ihren Plantagen zu tätigen. Daran ändern auch die aktuellen Rekordpreise für Kakao nichts. Die zunehmende Armut verschärft auch die Kinderarbeit im Kakaoanbau. Ein Grund mehr, uns gegenüber Schokoladenunternehmen für faire Kakaopreise einzusetzen.
Übrigens: Die Aktion „Faire Kakaopreise – jetzt!“ läuft auf Hochtouren. Gemeinsam mit euch haben wir schon über 3.000 Unterschriften gesammelt. Danke dafür!! Um auch dieses Jahr ein starkes Zeichen gegen die Dumpingpreise der Schokoladenunternehmen zu setzen und mit ihnen in den Dialog zu treten, machen wir weiter. Und möchten unsere Schlagkraft erhöhen. Anfang nächsten Jahres wollen wir die Unterschriften persönlich an die Schokoladenhersteller übergeben.
Liebe Freunde und Freundinnen des guten Geschmacks,
Wochen vor den zwei "Großereignissen" sind die Regale der Supermärkte voll mit Billig-Oster oder "Weihnachts"-schokolade. Mit ca. 9,2 kg pro Kopf und Jahr sind die Deutschen zusammen mit den Schweizern an der Spitze des weltweiten Schokoladenkonsums. Weil so viel Schokolade weder für uns, noch für den Planeten und noch weniger für die Kakao-Kleinbauern gesund ist, ist das ein trauriger Rekord.
Deshalb appellieren wir mit Nachdruck:
"Schokolade darf kein Ramschprodukt sein, sondern eine WERTVOLLE Delikatesse!“
Wenn Schokolade, dann stellen Sie bitte diese essentiellen Fragen:
- WIE wird der Kakao angebaut?
Bio ist gut. Besser ist aktiver Regenwaldschutz, nachhaltiger Agroforstanbau in Mischkulturen mit alten Kakaosorten
- WIEVIEL verdienen die Bauern?
Fair-Trade ist löblich, aber nur der erste Schritt!
Ein wirklich faires Auskommen muss den Kleinbauern ermöglichen, sich die Zukunft selbst zu gestalten und das AUCH in Krisenzeiten. PERÚ PURO bezahlt mehr als das Doppelte des Fair-Trade-Bio-Preises, vorfinanziert und direkt am Hof, nicht erst im Hafen.
- WAS esst Ihr da eigentlich?
Industrieschokolade enthält meist wenig Kakao und dafür viele billige Fremdfette wie Butterreinfett oder Palmfett, dazu Sojalecithin, künstliche Aromastoffe und viel, viel Zucker. Echte Chocolatierskunst sieht anders aus: kleine Chargen, kleine Maschinen, Handarbeit und eine sehr kurze Zutatenliste: viel Edelkakao, wenig Zucker + (bei Milchschokolade Bio-Vollmilchpulver) - FERTIG!
Deshalb bieten wir etwas ganz besonderes, nämlich die Schokoladen von Perú Puro.
Kakao
Hier geht es um unsere heiß geliebte Schokolade.
Theobroma Cacao ist ein Kolonialprodukt – früher wie heute. Ursprünglich aus Mittel- und Südamerika kommend, wachsen die meisten Kakaobohnen - 70 % der Weltproduktion – heute in Afrika. Dort wurden sie einst von den Kolonialmächten eingeführt. Wie bei anderen landwirtschaftlichen Produkten wird der Preis längst nicht mehr durch Angebot und Nachfrage reguliert. Stattdessen wird an den Börsen in Kakao spekuliert, mit der Folge eines rapiden Preisverfalls für die Produzenten.
Die Bauern, die ihn produzieren, können ihn sich selbst nicht leisten, allenfalls die übrig gebliebenen Abfallstoffe dienen ihnen als Nahrungsmittel. Der afrikanische Kakaobauer hat meist keine andere Wahl, als die eigenen Kinder, anstatt in die Schule, in die Kakaoplantagen zu schicken.
© INKOTA, Make Chocolate Fair
„Wer Schokolade isst, isst mein Fleisch“, damit ist nicht etwa die süße Form der Hostie gemeint, sondern unsere heutige Realität von Sklavenhandel und Kinderarbeit. Die Ausgabe des Greenpeace Magazins (3.09) widmet sich schwerpunktmäßig diesem Thema. Die Globalisierung trifft in verheerender Weise die Kakaobauern der Elfenbeinküste. Dieses westafrikanische Land ist besonders vom Export der schokobraunen Bohnen abhängig.
Was können wir tun?
Vogel-Strauß-Politik hilft nicht weiter. Boykottaufrufe führen eher zu weiterer Verarmung, da die Bauern ihren Rohkakao dann für noch schlechtere Preise verkaufen müssten. Fair und Bio gehandelte Schokoladen aus dem Weltladen sind eine echte Alternative zu konventionellen Produkten.
Weitere Informationen sind u.a. auf der GEPA Seite "Schoklade" und der Kampagne Make Chocolate Fair! zu finden.
Menschenrechtsverletzungen im Kakaoanbau
Zum Download der Studie (Okt. 2019) von Friedel Hütz-Adams (SÜDWIND-Institut)Kakao-Barometer 2018
Obwohl Schokoladenunternehmen seit Jahren mehr Nachhaltigkeit versprechen, hat sich die Situation der Kakaobauern und -bäuerinnen in Westafrika kaum verbessert. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Ausgabe des Kakao-Barometers, das regelmäßig einen Überblick über Nachhaltigkeitsinitiativen im Kakaosektor gibt und vom INKOTA-Netzwerk mit herausgegeben wird. Durch den dramatischen Einbruch des Kakaopreises seit 2016 hat die Armut vieler Bauern und Bäuerinnen nochmals zugenommen.
Von einem existenzsichernden Einkommen sind in der Elfenbeinküste selbst Fairtrade-zertifizierte Bauern weit entfernt – sie müssten dafür im Durchschnitt fast dreimal so viel verdienen. Auch das Versprechen, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2020 um 70 Prozent zu reduzieren, werden die Schokoladenhersteller nicht einlösen können. Das Barometer fordert die Unternehmen deshalb auf, weniger auf eine Steigerung der Kakaoerträge zu setzen und sich klar zu existenzsichernden Einkommen zu bekennen, die Grundvoraussetzung für Nachhaltigkeit sind. Die Regierungen der Kakaoanbauländer müssen die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht von Unternehmen gesetzlich regeln.
Erfahren Sie mehr über Make Chocolate Fair!
Das Kakao-Barometer ist eine gemeinsame Publikation von VOICE, INKOTA, Stop the Traffik, ABVV-FGTB, FNV, SÜDWIND, Green America, Oxfam, Public Eye, Hivos, Mondial FNV, Solidaridad und ILRF.
Autoren: Friedel Hütz-Adams (SÜDWIND-Institut), Antonie Fountain (VOICE)
Zum Download des Kakao-Barometers geht es hier.
Preisgestaltung in der Wertschöpfungskette Kakao – Ursachen und Auswirkungen
Das SÜDWIND-Institut analysiert in der 2018 veröffentlichten Studie "Preisgestaltung in der Wertschöpfungskette Kakao - Ursachen und Auswirkungen" die Wertschöpfungskette von Schokolade.
Die vorliegende Studie zeigt, dass es auf dem Kakaomarkt Konzentrationsprozesse bei Händlern und Verarbeitern von Kakao sowie im Lebensmitteleinzelhandel gibt. Allein die drei größten Unternehmen, Barry Callebaut, Cargill und Olam International, verfügen über die Kapazität, zwei Drittel der Welternte zu verarbeiten. Dem steht auf der Angebotsseite von Kakao kein adäquates Gegengewicht gegenüber. Ein Großteil der weltweit geschätzt fünf Millionen Bäuerinnen und Bauern ist nicht organisiert, was ihre Situation in der Wertschöpfungskette massiv schwächt.
In Westafrika, woher rund 70 Prozent der globalen Kakaoernte stammen, sind schätzungsweise nur 30 Prozent der Bäuerinnen und Bauern organisiert. Zusätzlich fehlt es an nationalen und internationalen Verbänden. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass rein spekulativ orientierte Anleger den Kakaopreis an der Börse beeinflussen. In beiden Bereichen sind über die in der vorliegenden Studie dargelegten Punkte hinaus tiefergehende Recherchen erforderlich, um die aufgezeigten Tendenzen zu untersuchen. Die Bäuerinnen und Bauern haben keinen Einfluss auf die Weltmarktpreise. Bei deren Gestaltung spielt die Frage keine Rolle, ob die Bäuerinnen und Bauern über ein existenzsicherndes Einkommen verfügen.
Die Studie steht auf der Webseite des SÜDWIND-Institutes zum Herunterladen bereit. [link]
Vom Kakaobaum bis zum Konsumenten. Die Wertschöpfungskette von Schokolade
In den vergangenen Jahrzehnten ist der reale Preis von Kakao gesunken. Im gleichen Zeitraum ist in Deutschland, gemessen an der Kaufkraft, Schokolade immer billiger geworden und die konsumierte Menge stieg massiv an. Getrübt wird die Freude über die preiswerte Schokolade durch Berichte über schlechte Lebensbedingungen der Menschen, die Kakao anbauen. Vor allem in den westafrikanischen Kakaoanbaugebieten, wo mehrere Millionen Menschen vom Anbau des Rohstoffes für Schokolade leben, ist die Lebenssituation des größten Teils der Kakaoanbauern sehr schlecht. Von dort stammen mehr als 90 % des in Deutschland konsumierten Kakaos. Um herauszufinden, wer im Kakaosektor Verantwortung für Missstände übernehmen muss, wird in der vorliegenden Studie die Wertschöpfungskette der Schokolade erläutert.
Die Analyse zeigt, dass in den verschiedenen Produktionsstufen der Schokolade unterschiedliche Instanzen den Markt dominieren. Beim Anbau sind dies rund 5,5 Mio. nicht organisierte Kleinbauern, in den weiteren Verarbeitungsstufen jeweils eine Hand voll multinationaler Unternehmen. Die Analyse belegt, dass eine Verbesserung der Situation in den Kakaogebieten nur zu sehr geringen Preiserhöhungen in der Produktionskette führen würde. Eine durchschnittliche Tafel Vollmilchschokolade enthält lediglich Kakao im Wert von rund sechs Cent und bei den derzeitigen Zertifizierungsansätzen liegt der Aufpreis für Schokolade aus nachhaltiger Produktion derzeit bei rund einem Cent pro Tafel.
Die Analyse (von 2012, die nach wie vor aktuell ist) ist hier zu finden.