Ware aus Ghana schwer zu bekommen

Ein Krimi in Coronazeiten

Eigentlich sollten die Masken von GLOBAL MAMAS bereits am 6. März von Ghana aus losgeschickt werden. Doch da der internationale Flugverkehr lahm liegt, blieben sie am Flughafen in Accra und konnten die Reise nicht antreten. Nach langem Hin und Her wurden sie dann doch endlich mit einem Cargo-Flug nach Brüssel verschickt. Alleine das zu organisieren, war schon eine Story für sich. Dort ist die Ware am Donnerstag, den 23.04. auch gelandet. Ende gut alles gut? Fehlanzeige!

Thomas Ludwig, der zusammen mit seiner Frau Gabi das Fairhandelsunternehmen handtrade führt, ist am Freitag früh um 5 Uhr persönlich losgefahren, um die Ware in Brüssel abzuholen. Denn die Speditionen für den Transport verlangen inzwischen ein Vielfaches des üblichen Preises. Auch sie haben ihre Gründe dafür: im Moment gibt es für sie einfach nichts Anderes zu transportieren, d.h. sie müssten also einen LKW nur für eine Lieferung laufen lassen. Doch damit nicht genug: der Zoll in Brüssel hat die Ware an besagtem Freitag nicht mehr verzollt. Deshalb verbrachte Thomas Ludwig viel Zeit im Auto. Da der Lockdown in Belgien sehr streng gehandhabt wird, hoffte er, die Ware wenigstens am Montag zu bekommen. Aber auch daraus wurde nichts! Erst am Dienstag um 16.30 Uhr war es soweit - die Ware war verzollt und konnte verladen werden. Nach Mittwoch-Mitternacht kam Ludwig endlich mit den Masken in Backnang/Baden-Würtemberg an.

Unmittelbar wurde mit dem Versand begonnen und die Masken sind nun auch bei uns eingetroffen! Nach über 4 Wochen des Wartens können wir sie nun endlich im Weltladen Dieburg anbieten!

Und nun noch eine positive und unglaubliche Fortsetzungsgeschichte, die Gabi Ludwig uns berichtet hat:

Am besagten Mittwoch, als sie gerade mit Ausladen, Auspacken und Sortieren der Ware beschäftigt waren, klingelte das Telefon. Auf dem Display eine belgische Nummer. Gabis erster Gedanke: „Oh, bitte nicht – Zoll oder Spedition…“ Es hat sich aber eine nette Frau gemeldet, die eine Anfrage nach den Textilien von Global Mamas hatte. Scherzhaft sagte Gabi ihr, sie hätte einen Tag eher anrufen sollen, dann hätte Thomas ihr die Ware frei Haus in Brüssel ausgeliefert… Es stellte sich heraus: Die Anruferin wohnt nur 10 Minuten vom Brüsseler Flughafen entfernt! Freundlich und ernsthaft hat sie angeboten, dass sie künftig unterstützen könnte, wenn nochmals so ein Fall auftritt. Das macht Hoffnung für die nächste Lieferung, die in ca. 2 Wochen Ghana verlässt – vermutlich wieder über Brüssel… Manches muss man einfach durchleben, um auch in einer Krise positive Erfahrungen zu machen.

Unglaublich, was in den letzten 4 Wochen alles passiert. Alles jedoch nur ein Bruchteil dessen, was in den Ländern des Südens gerade am Zusammenbrechen ist.

Masken von GLOBAL MAMAS ­

Wir alle durchleben gerade nie dagewesene Zeiten und innerhalb weniger Wochen hat sich vieles verändert. Das verunsichert uns und zeigt uns, wie zerbrechlich wir und unsere Existenzen doch sind!

Der intensive Austausch mit unseren Partner/-innen in Bolivien, Peru und Ghana zeigt uns aber auch, welch großer Handlungsspielraum uns vergleichsweise noch bleibt. In ganz Bolivien gibt es z.B. nur 10 Beatmungsgeräte und in Ghana bei Global Mamas fällt der Großteil der Jahresproduktion weg - ohne Rettungsschirm und Kurzarbeiterprogramm.

Nachdem die Nachfrage nach Kleidung eingebrochen ist, und um den Mitarbeiterinnen weiterhin Lohn und Arbeit geben zu können, produziert Global Mamas nun Gesichtsmasken. Zunächst wurde für das eigene Team und deren Familien genäht, dann für medizinisches Personal und Vorerkrankte in Ghana und jetzt auch für den Export.

Auch wir in Europa müssen wohl lernen, damit umzugehen.

 

 

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